Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern 13 (2009), 2

Titel der Ausgabe 
Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern 13 (2009), 2
Weiterer Titel 
Offenes Heft

Erschienen
Rostock 2009: Ingo Koch Verlag
Erscheint 
zwei Ausgaben pro Jahr, jeweils im Juli und Dezember
ISBN
1434-1794
Anzahl Seiten
140 S.
Preis
8,00 €

 

Kontakt

Institution
Zeitgeschichte regional. Mitteilungen aus Mecklenburg-Vorpommern
Land
Deutschland
c/o
Geschichtswerkstatt Rostock e.V. Kröpeliner Tor 18055 Rostock Tel.: 0381-1216415 Fax: 0381-3607240
Von
Bispinck, Henrik

Editorial

Nachdem wir Ihre Geduld mit dem ersten Heft von „Zeitgeschichte regional“ des Jahrgangs 2009 über Gebühr beansprucht haben, hoffen wir, Sie mit der Lieferfrist dieser Ausgabe wieder versöhnt zu haben. Das Dezemberheft wird wohl vor allem Menschen aus Vorpommern oder die an diesem Landstrich Interessierten ansprechen, denn (Zeit-)Geschichten aus dem Gebiet zwischen Oder und Ryck dominieren dieses Heft. Den chronologischen Anfang macht ein Beitrag von Benjamin Müsegades, der den Ersten Weltkrieg sowie die – in Pommern so gar nicht revolutionär scheinende – Nachkriegszeit in der vorpommerschen Provinz untersucht. Anhand der Kirchenchronik („Memorabilien-Buch“) des Kirchspiels Groß Kiesow, zwischen Stralsund und Greifswald gelegen, macht er diese Zeit für uns nacherlebbar. Es folgt ein Aufsatz aus der Tastatur des Leiters der Ernst Barlach Museen in Güstrow. Volker Probst hat „Zeitgeschichte regional“ eine bearbeitete Fassung seines Vortrages über die Beziehung des Bildhauers, Zeichners und Schriftstellers Ernst Barlach zu Bernhard A. Böhmer überlassen. Letzterer war umtriebiger Kunsthändler, Hehler, aber auch Bewahrer so genannter entarteter Kunst. Teile des in Rostock überlieferten „Böhmer-Nachlasses“ wurden kürzlich im Kulturhistorischen Museum Rostock gezeigt. Bernd Aischmann knüpft mit seinem Text über den „Pölitzer Bezirk“ an seine 2008 herausgegebene Publikation über das Schicksal Stettins nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges an. Von dem kurz vor dem Zweiten Weltkrieg auf ehemaligen Spargelfeldern aus dem Boden gestampften Hydrierwerk, das der „materiellen Absicherung nationalsozialistischer Welteroberungspläne“ dienen sollte, kündet heute noch eine riesige Trümmerlandschaft. Greifswald, vor allem seine Universität als wichtige Station im Leben von Julius Moses, Alfred Lublin und Horst Eduard Beintker bildet den Hintergrund für die folgenden Geschichten. Günter und Ralf Ewert aus Greifswald geben Prof. Dr. med. Alfred Lublin, 1935 aus dem Amt eines Oberarztes und Assistenten des Direktors der Greifswalder Medizinischen Klinik entlassen, nun für die Historiographie wieder ein Gesicht. Die Autoren verfolgen die (durch dessen im Jahre 1939 noch gelungene Auswanderung nach Bolivien) spärlichen Lebensspuren. In einer Verknüpfung von biographischer Skizze und der Edition von erhaltenen, aber unvollendet gebliebenen Lebenserinnerungen stellt Wolfgang Wilhelmus den in Hinterpommern geborenen und in Greifswald ausgebildeten Mediziner sowie späteren sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Dr. Julius Moses vor, der als Jude 1942 nach Theresienstadt gezwungen wurde und dort umkam. Der 1945 aus dem Krieg zurückgekehrte, heute hochbetagte Theologe Horst Beintker erinnert sich anhand eigener Briefe an das „Weiterleben nach dem Untergang“. In einem großen zeitlichen Sprung von über vier Jahrzehnten führt uns Irmfried Garbe an einen anderen Untergang, den der DDR, heran. Anhand der Reden der damaligen Greifswalder Studentin Anette Schwerin und des Pfarrers Oswald Wutzke, die im November 1989 auf der Herbstsynode der Evangelischen Landeskirche Greifswald vorgetragen wurden, beleuchtet er die innerkirchliche Auseinandersetzung mit dem Erbe der DDR im Nordosten des Landes und der Suche nach Zukunft, zu deren Scheidepunkt der damalige Bischof Dr. Horst Gienke wurde. Aus aktuellem Anlass – kurz vor Weihnachten 2009 wird der Lückenschluss der Autobahn A 14 zwischen Wismar und Schwerin dem Verkehr übergeben – präsentiert Wolf Karge Extrakte seiner Forschungen zu „Autobahnplanung und -bau im Norden der DDR“. Er stellt Hintergründe und Episoden der Entstehung der heutigen A 19 Berlin-Rostock, der A 24 Berlin-Hamburg sowie der in diesem Jahr zur Vollendung gebrachten A 14 zwischen Schwerin und Wismar vor und präsentiert unter der Rubrik „Interview“ einen der damals beteiligten Ingenieure, Niels Nielsen. Der dokumentarische Teil des Heftes wird einmal mehr mit Berichten von Andreas Wagner bestritten. Zum einen berichtet er über eine Tagung zu „Marinegerichten als Bestandteil der NS-Militärjustiz“ am historischen Ort, dem ehemaligen Wehrmachtgefängnis Anklam, an dem sich seit einigen Jahren die Stiftung „Zentrum für Friedensarbeit“ um einen neuen, auch in die Region ausstrahlenden Charakter bemüht. An dieser Stelle kann mitgeteilt werden, dass kürzlich ein vom Rostocker Filmemacher Jörg Herrmann verantworteter Dokumentarfilm über die Geschichte des Wehrmachtsgefängnisses Premiere hatte, für dessen Besprechung in einer der nächsten Ausgaben dieser Zeitschrift Platz wäre. Andreas Wagner liefert uns auch einen Bericht über eine Tagung in Neubrandenburg, die sich mit dem Kriegsgefangenenlager Stalag II A, dem späteren sowjetischen so genannten Speziallager Fünfeichen, in den unterschiedlichen Nutzungsperioden befasste. Mit der Frage, ob Erinnern „Befreiung von der Vergangenheit“ bewirken kann, befasste sich das VII. Häftlingstreffen in Bützow, über das wiederum Andreas Wagner Bericht erstattet. Am Ende des chronologischen Bogens dieses Heftes, im Fluss zwischen (vergangener) Gegenwart und Zukunft, finden wir die verbalen Destillate zweier mehrjähriger Projekte. Martin Buchsteiner fasst die Ergebnisse des Geschichtswettbewerbes des Bundespräsidenten (Körber-Stiftung Hamburg) 2008/09 aus der Perspektive Mecklenburg-Vorpommerns zusammen. Und Susann Wolf referiert die Ergebnisse einer Sozialforschungsstudie zu dem für Mecklenburg-Vorpommern, vor allem für seine Jugend, allgegenwärtigen Thema „Bleiben oder Gehen?“, hier am Beispiel der Region Mecklenburgische Seenplatte. In der Rubrik „Aus anderen Ländern“ bietet Dennis Riffel aus Berlin eine Zusammenfassung des im Mai 2009 in Berlin abgehaltenen „Geschichtsforums 1989 | 2009. Europa zwischen Teilung und Aufbruch“. Wie immer wird auch dieses Heft durch Literaturbesprechungen und -anzeigen abgerundet. Die Ausgaben des Jahrgangs 2010 von „Zeitgeschichte regional“ sollen sich zum einen mit „Jahrestagen“ (Persönlichkeiten und ihre Rezeptionsgeschichte) und zum anderen mit Musikgeschichte befassen. Potentielle Autoren dafür wie auch für andere Bereicherungen dieser Zeitschrift sollen sich ausdrücklich ermuntert fühlen, Beiträge einzusenden.

Ihre Redaktion

Inhaltsverzeichnis

INHALTSVERZEICHNIS

AUFSÄTZE

Benjamin Müsegades: „Wir haben sie auf dem Altar des Vaterlandes geopfert.“ Das vorpommersche Kirchspiel Groß-Kiesow im Ersten Weltkrieg (S. 5)

Volker Probst: Zwei ungleiche Männer. Ernst Barlach und Bernhard A. Böhmer (S. 17)

Bernd Aischmann: Der „Pölitzer Bezirk“ 1945/46 – Mecklenburg-Vorpommerns Exklave auf Zeit an der Oder (S. 26)

Wolf Karge: Autobahnplanung und -bau im Norden der DDR (S. 39)

DAS DOKUMENT

Irmfried Garbe: Die Bischofsfrage in der Greifswalder Landeskirche 1989. Zwei Dokumente der damaligen Herbstsynode (S. 49)

BIOGRAPHISCHE SKIZZEN

Günter Ewert/Ralf Ewert: Alfred Lublin (4. Mai 1895 – 20. August 1956) hat wieder ein Gesicht (S. 62)

Wolfgang Wilhelmus: Der jüdische Reichstagsabgeordnete Dr. Julius Moses und Greifswald (S. 73)

LEBENSERINNERUNGEN

Horst Beintker: Vom Weiterleben nach dem Untergang. Die Jahre 1945 bis 1950 im Spiegel eigener Briefe und Erinnerungen (S. 86)

REGIONALE GESCHICHTSARBEIT

Andreas Wagner: „Marinegerichte als Bestandteil der NS-Militärjustiz“ – Tagung in Anklam (S. 97)

Andreas Wagner: Das Lager Fünfeichen in seinen unterschiedlichen Nutzungsperioden – ein Tagungsbericht (S. 99)

Andreas Wagner: „20 Jahre nach dem Ende der Diktatur: Erinnern als Befreiung von der Vergangenheit?“ VII. Häftlingstreffen in Bützow (S. 102)

Susann Wolf: Bleiben oder Gehen? Jugendstudie zu beruflichen Perspektiven und Chancen im Raum Mecklenburgische Seenplatte (S. 106)

HISTORISCHES LERNEN

Martin Buchsteiner: Spurensuchen in Mecklenburg-Vorpommern. Der Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2008/09 in unserem Bundesland (S. 111)

DAS INTERVIEW

Autobahnbau im Grenzgebiet im Norden der DDR. Interview mit Niels Nielsen (*2.6.1940) am 28. Juli 2009 (S. 115)

ARCHIVMITTEILUNGEN

Matthias Manke: Personenstandsrechtsreform und zeitgeschichtliche Forschung (S. 118)

AUS ANDEREN LÄNDERN

Dennis Riffel: Geschichtsforum 1989 | 2009 (S. 122)

REZENSIONEN/ANNOTATIONEN (S. 124)

North, Michael: Geschichte Mecklenburg-Vorpommerns (Klaus-J. Lorenzen-Schmidt)

Frankenstein, Willi: Die Familie Weyergang (Matthias Manke)

Neubrandenburger Mosaik, 2008, Nr. 32 (Andreas Wagner)

Stommer, Rainer (Hg.): Medizin im Dienste der Rassenideologie. Die „Führerschule der Deutschen Ärzteschaft“ in Alt Rehse (Beatrice Vierneisel)

Buddrus, Michael (Bearb.): Mecklenburg im Zweiten Weltkrieg. Die Tagungen des Gauleiters Friedrich Hildebrandt mit den NS-Führungsgremien des Gaues Mecklenburg 1939-1945 (Hermann Langer)

Leo, Annette: „Das ist so’n zweischneidiges Schwert hier unser KZ…“ Der Fürstenberger Alltag und das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück (Andreas Wagner)

Beutin, Heidi/Beutin, Wolfgang/Heilmann, Ernst Menachem (Hg.): Widerstand – gestern und heute. Beiträge der Konferenz vom 18.-20. April 2008 im Dokumentationszentrum Prora/Rügen (Christoph Kopke)

NACHRUF
Ingo Koch: Zum Tod des Rostocker Historikers Prof. Dr. Karl Heinz Jahnke (S. 130)

NEUERSCHEINUNGEN (S. 133)

KURZVORSTELLUNG DER AUTOREN (S. 136)

ADRESSEN DER AUTOREN (S. 137)

IMPRESSUM (S. 139)

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